Handlungsbedarf in der Wohnungsnotfallhilfe

22. Juni 2020

Foto mit zwei sprechenden Männern, die draußen sitzen, einer von ihnen ist obdachlos und neben ihm steht ein Einkaufswagen.

Dass die Wohnungsnotfallhilfe in Duisburg aufgrund der Veränderungen in den letzten Jahren angepasst werden muss, ist meines Erachtens unstrittig. Die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände hat bereits im Frühjahr 2020 eine umfangreiche wohnungspolitische Stellungnahme formuliert, Gespräche mit der neuen Sozialdezernentin der Stadt, Frau Astrid Neese, sind in Planung.

Die vorbeugenden Maßnahmen, um Wohnungsverlust zu vermeiden, die niedrigschwelligen Hilfen wie beispielsweise die Notunterbringung, bis hin zu konstruktiven Ansätzen, um gestrandeten Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa Perspektiven zu ermöglichen, sind auszubauen. Gerade im Duisburger Norden sollten gezielt Hilfen vor Ort ermöglicht werden. Nicht zuletzt benötigt Duisburg mehr preiswerten Wohnraum für Menschen, denen wenig Geld zur Verfügung steht.

Die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir mit unserem etablierten Hilfesystem für Wohnungsnotfälle in Duisburg schon sehr viel erreicht haben. Es gibt eine sehr hohe Vermittlungsquote bei Wohnungssuchenden, Angebote für wohnungslose Frauen, Männer, Jugendliche und junge Erwachsene, Geflüchtete und minderjährige Geflüchtete. Jede Zielgruppe hat individuelle Bedürfnisse. Für gestrandete Arbeits- und Armutsmigranten aus Ost- und Südosteuropa gibt es aktuell in Duisburg keine Ansprüche auf eine Krankenversicherung und finanzielle Hilfen. Um diesem Personenkreis Hilfen und eine Perspektive zu ermöglichen, brauchen wir dringend neue Projekte, die das bestehende gute Angebot der Wohnungslosenhilfe in Duisburg ergänzen.

„Jeder Mensch braucht ein Zuhause!“ Das ist der Leitgedanke der Wohnungslosenhilfe im Diakoniewerk. Äußerungen man müsse „mehr helfen, statt nur zu beraten“ zeugen von völliger Unkenntnis der bestehenden Angebote und Dienstleistungen. Die 1.679 Menschen, die im Jahr 2019 die Angebote der Wohnungslosenhilfe des Diakoniewerkes in Anspruch genommen haben, sind nicht „nur beraten“ worden, sondern wurden vorübergehend in Notunterkünfte oder in differenzierte betreute Wohnformen vermittelt und wurden intensiv dabei unterstützt, die oft zahlreich vorhandenen Schwierigkeiten, wie beispielsweise Überschuldung, Suchtkrankheiten, psychische und gesundheitliche Probleme zu lösen. Oft eine wichtige Voraussetzung, um wieder eine eigene Wohnung beziehen und diese auch halten zu können. Alle Bemühungen unserer Arbeit sind auf ein Ziel ausgerichtet – den notleidenden Menschen so schnell wie möglich wieder ein eigenes Zuhause zu ermöglichen.

Die öffentliche Berichterstattung und die verständlicherweise sehr emotional geführte Debatte zur Versorgung von Obdachlosen in den letzten Wochen können durchaus einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Wohnungsnotfallhilfe leisten. Das begrüße ich sehr. Jetzt ist es aber an der Zeit, eine konstruktive, fachlich fundierte und zielorientierte Auseinandersetzung zu führen, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.

Udo Horwat, Geschäftsführer Diakoniewerk Duisburg GmbH

Foto: Pixabay

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