Diakonie sucht Ehrenamt

23. April 2020

Ein Mann in einem blauen Hemd sitzt am Bett eines Kranken.

„Da sein bis zuletzt“

Früher, in Zukunft, aber auch in Zeiten des Corona-Virus ist das Engagement Ehrenamtlicher unverzichtbar. Das Jahrbuch der Diakonie zeigt das in 20 Ehrenamtsgeschichten, vier davon tun dies mit zusätzlich auf Postkarten publizierten Fotos. Heute geht es um Jörn Schadewaldt, der Bewohnerinnen und Bewohner im Haus an der Rheinkirche begleitet.

Ehrenamtliche Palliativbegleitung der Evangelischen Altenhilfe GmbH
„Es ist so weit. Kannst du kommen?“ Sobald Jörn Schadewaldt einen solchen Anruf erhält, macht er sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Haus an der Rheinkirche. In der Einrichtung der Evangelischen Altenhilfe Duisburg ist er seit 2017 ehrenamtlicher Mitarbeiter. Jörn Schadewaldt ist für die Bewohner vor allem in ihren letzten Stunden da. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit, oft stundenlang: Er wacht an den Betten, hält Hände, schaut sich die Bilder und Fotos an den Wänden an, spricht ruhig über gemeinsam Erlebtes. Er beobachtet die nachlassende Atmung. Er nimmt Abschied.
„Ich habe mir nie vorgestellt, mal so etwas zu machen“, wundert sich der 61-jährige immer noch über sich selbst. Viele Jahre unterstützte er als Wertpapierspezialist seine Banker-Kollegen und prüfte ihre Beratungsqualität. Für die Betreuung seiner schwer erkrankten Mutter, die innerhalb von fünf Monaten rapide verfiel, trat er vor einigen Jahren beruflich kürzer und arbeitete nur noch wenige Stunden am Tag. Nach ihrem Tod 2014 beendete er seine berufliche Tätigkeit vorzeitig. Das im Beruf erworbene finanzielle Knowhow half ihm, auch für sich selbst vorzusorgen. „Ich komme gut über die Runden“, stellt er zufrieden fest.
Doch „nur zu Hause rumsitzen“ ist nicht das Ding des alleinstehenden Alt-Hombergers. Er suchte sich Ehrenämter – und fand sie. In der Kirchengemeinde, im Breitensport und in sozialen Einrichtungen wie dem Haus an der Rheinkirche. „Ich arbeite nicht weniger als in der Bank, aber es erfüllt mich mehr, und ich bin selbstbestimmter“, sagt Jörn Schadewaldt. Zweimal wöchentlich liest er für eine gute Stunde Bewohnern vor, hört mit ihnen Musik, bringt sie zu Veranstaltungen. Und wenn sich jemand auf seinen letzten Weg macht, ist er da. Manchmal gemeinsam mit den Angehörigen, aber nicht immer. „Ich möchte nicht alleine sterben“, erklärt Jörn Schadewaldt seine Motivation. „Für die Menschen am Lebensende da zu sein tut ihnen gut – und mir auch.“ Aus Interesse hat er Schulungen zur palliativen Begleitung absolviert, aber wichtiger ist für ihn die Einstellung, die er mitbringt: „Sterbende Menschen zu begleiten, macht mir nichts aus. Ich bin kein Roboter, aber ich brauche auch keine Supervision. Es verfolgt mich nicht.“
Wie wichtig das Engagement von Jörn Schadewaldt für das Haus an der Rheinkirche ist, erklärt Pflegedienstleiter Ricardo Wormann: „So viel Zeit, wie er unseren Bewohnern schenken kann, haben unsere Mitarbeitenden im Pflegealltag leider nicht. Er ist ein wichtiger und sehr anerkannter Teil unseres Teams. Wir können seinen Einsatz nicht hoch genug schätzen.“


Zusätzliche Infos: Wer ehrenamtlich im Bereich der Diakonie mithelfen will, meldet sich bei Carmen Stanjohr, die gerne persönlich, aber derzeit auf Abstand telefonisch und per Mail informiert: 0203 / 29 513164, stanjohr.carmen@diakonie-duisburg.de).  

Werfen Sie auch einen Blick auf: www.diakonie-duisburg.de
Dort finden Sie neben weiterführenden Informationen das aktuelle Jahrbuch der Duisburger Diakonie, das interessante Stories rund um das Ehrenamt erzählt.

Foto: www.diakonie-duisburg.de, Andreas Reinsch

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